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Das Leben mit dem heiligen Benedikt neu ordnen

Ein Besuch bei Sr. Carmen Tatschmurat in der Venio-Abtei in München.

„Läuten Sie bitte an der rückwärtigen Villa.“ Ein Satz, der bei einer anstehenden Reise in ein Benediktinerkloster in München überraschend klang. Doch angekommen im Stadtteil Nymphenburg, in der Nähe des gleichnamigen Schlosses, zeigt sich schnell, was Neu-Autorin Carmen Tatschmurat damit meinte. Hier, in einer Gründerzeitvilla, lebt seit Ende des 2. Weltkrieges eine Gemeinschaft von Schwestern, die das Ordenskürzel „OSB“, also „Ordo Sancti Benedicti“ (Orden des heiligen Benedikt) führen. Carmen Tatschmurat ist eine von ihnen. Bis 2021 war sie sogar Äbtissin der Gemeinschaft. Die erste um genau zu sein.

Die Gründung geht nämlich auch erst auf die 1920er Jahre zurück – anders als die meisten anderen Benediktinerklöster. Marianne Johannes lernte in der Benediktinerabtei Ettal das Chorgebet und den typisch benediktinischen Alltag, aufgeteilt in Gebet und Arbeit, kennen. Nachdem sie nicht selbst in eine bereits bestehende Gemeinschaft eintreten konnte, fand sie in München andere junge Frauen, die mit der Benediktsregel als Grundlage ihr Leben gestalteten. Aus Marianna Johannes wurde Mutter Agnes. 1927 wurde ihnen durch Kardinal Faulhaber offiziell die Vita communis erteilt. Die folgenden Jahre waren geprägt von Veränderungen, unter anderem der Erwerb der Villa nach Kriegsende und Bau der Kapelle 1952.

Unter der nächsten Oberin, M. Agape Gensbaur, wurde die Gemeinschaft im Jahr 1992 als "Ordensinstitut bischöflichen Rechts" und die Aufnahme in die "Confoederatio Benedictina" erreicht. Sr. Lucia Wagner folgte ihr als Oberin und gründete 2007 eine Gemeinschaft in Prag, die bis heute ebenfalls besteht. 2010 wurde Sr. Carmen Tatschmurat mit der Leitung betraut. Durch die Errichtung der Kommunität in Prag wurde die Gemeinschaft in München zur Abtei Venio von der Verklärung des Herrn und Carmen Tatschmurat Äbtissin.

In ihrem nun erschienenen Buch „Mein Leben neu ordnen - Benediktinische Impulse für Zeiten des Umbruchs" schreibt sie über die Lebenswende, als sie 2021 als Äbtissin der Gemeinschaft zurücktrat. Ein Jahr lang verließ sie danach München und lebte allein in der Ferienwohnung der Gemeinschaft am Starnberger See. Sabbatzeit. Nur für sich. „Natürlich habe ich mich anfangs gefragt, was ich nun hier ein ganzes Jahr mache“, erzählt sie im Gespräch. Doch vieles habe sich dann einfach von selbst ergeben. Auch das Reflektieren über Dinge, die sie künftig machen wolle – und welche nicht. „Und daraus sind dann einige der Impulse in diesem Buch entstanden.“ Das Buch soll nun andere in Lebens-Umbrüchen unterstützen. Diese seien nämlich immer eine Herausforderung.

Für Sr. Carmen ist die Fokussierung auf die Ziele in der neuen Lebensphase essentiell. „Nicht einfach nahtlos weitermachen, aber auch nicht denken, dass alles direkt toll wird“, erklärt sie. Die Basis für das Buch: die Benediktsregel. Eine Regel, nach der die Gemeinschaft der Benediktiner weltweit lebt. Eine Regel, die verbindet. Auch die Venio-Abtei mit anderen Klöstern. Einige sind für sie besonders wichtig und säumen mit ihren Wappen den Weg zur Kapelle. Viermal am Tag ruft der Hausgong die Schwestern zum gemeinsamen Gebet dort zusammen. Beginn: 6.30 Uhr mit der Morgenhore. Gesungen wird das Chorgebet auf Deutsch und Latein. Samstags und am Vorabend von Festen wird die Vigil gesungen. Viermal pro Woche kommt ein Priester und feiert die Heilige Messe.

Das Stundengebet ist auch die einzige Zeit, in der die Schwestern Chormantel und Schleier tragen. Ansonsten sind sie „in zivil“ anzutreffen. Diese Kleidung habe schon immer zu ihrem Profil gehört. Denn anders als die meisten anderen Gemeinschaften gehen die Schwestern ihren normalen Berufen weiter nach. Halbtags, damit noch genug Zeit für Gebet und Gemeinschaft ist. Sr. Carmen war etwa Professorin für Soziologie. Und Äbtissin. Der Wegfall von Verantwortung und Entscheidungen sei für sie nach ihrem Rücktritt eine Erleichterung gewesen, sagt sie. Vor allem nach dem Corona-Jahr 2020, in dem ständig neu gedacht werden musste. Neu mussten sich auch ihre Mitschwestern auf sie einstellen, als sie nach dem Sabbat-Jahr wieder in die Gemeinschaft zurückkam. Bei ihr hatte nämlich auch eine Veränderung stattgefunden. Und natürlich sei auch im Kloster nun eine neue Generation da. „Ich bin sehr glücklich, dass sie nun einen eigenen, guten Weg finden. Ich muss nicht mehr bei jeder Entscheidung dabei sein. Und ich will es auch nicht.“

Jeder Umbruch, jede Veränderung im Leben bringt neue Fragestellungen mit sich. Wer sich genau in dieser Phase Unterstützung wünscht, dem sei das Buch "Mein Leben neu ordnen - Benediktinische Impulse für Zeiten des Umbruchs" ans Herz gelegt. Erhältlich im Vier-Türme-Onlineshop oder in der örtlichen Buchhandlung.

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