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Lesung mit Br. Wolfgang Sigler

Nach nun langer, coronabedingter Pause fand am Mittwoch, den 22. September 2021, wieder ein Buchbesuch in der Klosterbuchhandlung „Buch und Kunst im Klosterhof“ statt. Begrüßen durften die GastgeberInnen diesmal Br. Wolfgang Sigler, Mönch der Abtei Münsterschwarzach und Autor des Buches „Gott ist kein Kaugummi. Warum Zweifeln und Glauben sich ergänzen.“

Es sei seine erste Lesung, sie könne also etwas länger dauern und hier und da auch etwas holprig verlaufen, so Br. Wolfgang leicht schmunzelnd am Anfang seiner Veranstaltung. Da wusste er noch nicht, dass neben seinem humorvollen Vortrag vor allem eines die Menschen an diesem Abend für ihn einnehmen würde: Die Begeisterung für die Themen in seinem Buch. Denn die sei ihm deutlich anzumerken – so eine Besucherin am Ende der Lesung.

Thema des Abends: Warum Zweifel und Glauben sich ergänzen

Im Buch „Gott ist kein Kaugummi“ und in seiner Lesung beschäftigte sich Br. Wolfgang mit Fragen, die auch sein Umfeld immer wieder umtreiben: Kann man als moderner Mensch wirklich an Gott glauben? Als rationale, sich an Fakten orientierende Person auf etwas vertrauen, das man nicht beweisen kann? Alles Vertrauen darauf setzen und danach das eigene Leben ausrichten? Er selbst, als Mönch und Theologiestudent, ist einer dieser jungen Zweifelnden. An seinem Entschluss Mönch zu werden, ändert das aber nichts. Für ihn ist Glaube nur lebendig, wenn man auch zweifelt und ihn hinterfragt – wenn Gott eben kein Alltagsgegenstand wird.

Wie ein Roter Faden: die Leidenschaft zur Musik

Br. Wolfgang Sigler ist Mönch, Jurist, Theologiestudent – aber auch Kirchenmusiker. Das merkt man nicht nur an einigen anschaulichen Vergleichen im Buch, die mit Musik zutun haben (wie etwa die zur Resonanz zwischen Stimmgabeln - bzw. die zwischen Menschen). Auch in seiner Lesung zeigt sich seine Leidenschaft zur Musik deutlich: Zwei Lieder wollte der junge Mönch seinen Zuhörern nicht vorenthalten und spielte sie, eingeleitet von passenden Textstellen und unter kaum zu unterdrückendem im-Takt-mitwippen, dem lauschenden Publikum mithilfe einer Musikbox vor.
Zu hören war ein französisches Gedicht von Rainer Maria Rilke, vertont von Morten Lauridsen, das das „Ich-Du“ von Martin Buber (ebenfalls Thema in der Lesung) wunderbar veranschaulichte. Begeistert ist Br. Wolfgang auch von einem anderen Musiker, der in seinem Buch sicherlich einen Platz gefunden hätte, wäre er ihm beim Schreiben schon bekannt gewesen, räumt Br. Wolfgang lachend und doch etwas bedauernd ein. Jacob Collier heißt der junge Sänger und Jazz-Musiker, dessen rhythmische Klänge mit "It don't matter" für ein paar Minuten durch die Buchhandlung wanderten.

Er sei wohl mit der Jüngste im Raum, und Lebenserfahrung hätten seine Zuschauer wohl sehr viel mehr als er, bemerkte Br. Wolfgang gegen Ende seiner Lesung – trotzdem habe er immer wieder ein Nicken oder zustimmendes Gemurmel wahrgenommen während seines Vortrags. Das habe ihn beruhigt und ihm gezeigt, dass er mit seinen Zweifeln und dem Umgang mit diesen nicht allein ist. Dass er vielleicht dem ein oder anderen einen Weg aufzeigen konnte, mit ihnen umzugehen und sie als – sogar sehr guten – Teil des Glaubens anzunehmen.

Teresa Günther, Veranstalterin der Lesung, freute sich sehr über den ersten Gast in ihrer neuen Veranstaltungsreihe: „Es ist immer wieder schön zu sehen, welchen Mehrwert uns Veranstaltungen wie diese bieten. Es geht eben nicht nur darum, den Besuchern das Buch des Autors oder der Autorin schmackhaft zu machen, sondern vor allem um die Bereicherung des direkten Kontakts und Austauschs mit den AutorInnen.“

Br. Wolfgang Sigler OSB hat in Regensburg und Cambridge Jura studiert. Bereits während seines Studiums und Rechtsreferendariats begleitete ihn der Gedanke Mönch zu werden. 2015 entschloss er sich in das Kloster Münsterschwarzach einzutreten. Nach seiner zeitlichen Profess 2018 steht er noch am Beginn seines Mönchlebens. Wie sich das gestaltet, dazu twittert Br. Wolfgang regelmäßig unter @HellereWelt. Zurzeit studiert er Theologie in Salzburg und Frankfurt.