Verlag: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Buch über "Sinn" zu schreiben?
Katharina Ceming: Das Thema Sinn beschäftigt mich schon länger. Es ist ja ein sehr philosophisches Thema. Der Existentialismus hat sich z.B. intensiv damit beschäftigt. Einer der entscheidenden Impulse war aber, dass ich immer wieder Veranstaltungen zu diesem Thema angeboten habe und die Fragen, die dort aufkamen und die Gespräche, die geführt wurden, so wichtig fand, dass ich beschlossen habe, ein Buch zu schreiben, in dem die vielen verschiedenen Facetten dieses Themas zur Sprache kommen.
Verlag: Wieso ist es uns - neben anderen Lebensbereichen - im Beruf so wichtig, eine „sinnvolle“ Arbeit zu tun?
Katharina Ceming: Ich denke, das ist eine recht moderne Entwicklung, dass wir an den Beruf den Anspruch stellen, er soll sinnerfüllend sein. Das hängt u.a. damit zu tun, dass wir uns heute primär über unsere Arbeit definieren. Ich halte das jedoch für keine sehr gesunde Entwicklung. Wir sollten die Arbeit, die wir machen nicht mit Widerwillen tun, aber sinnerfüllend muss Arbeit nicht sein, um ein gutes Leben zu führen.
Verlag: Warum ist „Sinn“ im Leben überhaupt so wichtig? Wieso suchen wir danach?
Katharina Ceming: Ich würde sagen, beim Sinnthema geht es stark um „Bedeutsamkeit“. Wir Menschen sind aufgrund unserer Individualität eben nicht austauschbar. Deshalb sehen wir uns danach, dass sich unser eigenes Leben in irgendeiner Form bedeutsam anfühlt, dass es nicht egal ist, ob wir als je Einzelne gelebt haben.
Verlag: Wie kann uns Sinn im Leben helfen, Krisen zu überstehen?
Katharina Ceming: Eines ist wichtig zu verstehen: Sinn ist kein Werkzeug, das wir einsetzen, damit uns etwas gelingt, sondern es ist eine Erfahrungsdimension. Wenn wir unser Leben als sinnhaft erfahren, können wir auch negative Erfahrungen integrieren, ohne an ihnen zu zerbrechen. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie nicht als belastend wahrnehmen würden